Golden Eagle Kjetil SchjlbergWir sind kürzlich auf einen Artikel der Norwegischen Gesellschaft für Ornithologie (NOF) gestoßen, der vom Lokalverband der Lofoten (Lofoten Lokallag) übernommen wurde, und uns erscheint es wichtig, ihn hier zu teilen.


Laut diesem Artikel (die deutsche Übersetzung finden Sie weiter unten) schickt sich das norwegische Parlament unter dem Druck der Schaf- und Rentierzüchter an, die Jagd auf Steinadler zuzulassen, einer in ganz Europa und der übrigen Welt geschützten Tierart. 

Es handelt sich leider nicht um das erste Opfer der Schafzüchterlobby in diesem Land, das gleichwohl für seine Umweltpolitik häufig als Beispiel zitiert wird. Seit ein paar Jahren billigt das Norwegische Parlament erneut die Jagd auf zahlreiche geschützte Tierarten, wie z. B. Wölfe, Luchse, Bären oder Vielfraße; und die Liste wird immer länger, ohne dass es zu größeren Protesten käme.

Norwegen steht mit einem solchen ökologischen Rückschritt nicht allein da, denn auch Frankreich hat aus den gleichen Gründen den Abschuss von Wölfen gebilligt.

Eine solche Politik stellt eine Gefahr für die Artenvielfalt dar, die schon durch andere Wirtschaftssektoren und generell durch die fortschreitende Besiedlung durch den Menschen ausreichend bedroht wird.
Als verantwortungsbewusste Bürger, Wanderer und Liebhaber unberührter Natur (oder was davon noch übrig ist) ist es vielleicht an der Zeit, unsere wichtigste und stärkste Waffe zu ziehen, und zwar die des Konsums!

Wir müssen den Politikern einer anderen Ära und den auf sie Druck ausübenden Lobbyisten zu verstehen geben, dass wir keine Zuchterzeugnisse mehr konsumieren wollen, die auf Kosten wild lebender Arten oder der Artenvielfalt produziert wurden.

 photo: Kjetil Schjølberg

 

 

Deutsche Übersetzung des von der Norwegischen Gesellschaft für Ornithologie (auf der Facebook-Seite des Lokalverbands der Lofoten) veröffentlichten Textes:

 

Diese Woche wurde durch die Debatte über den Steinadler geprägt. Sein weiteres Schicksal ist zum jetzigen Zeitpunkt immer noch unklar, doch wir werden uns mit wissenschaftlichen Grundlagen weiter an der Debatte beteiligen. Diejenigen, die den Tod des Steinadlers wünschen, dürfen nicht siegen! Unsere Kampagne zur Unterstützung des Steinadlers läuft immer noch und muss noch weiter verbreitet werden. Wir hoffen, dass auch ihr sie teilen werdet! Achtzehntausend Personen haben die Petition bereits unterschrieben.

Die Populationsbestände von großen Fleischfressern sind in Norwegen ausgesprochen niedrig, weil es das Parlament so entschieden hat. Genau das wird mit dem norwegischen Begriff „rovviltforliket“ (Raubtiermanagement) umschrieben. Das Parlament hat beschlossen, die Zahl der Wölfe bis an die Aussterbensgrenze zu reduzieren und so viele Luchse, Vielfraße und Bären zu jagen, bis auch ihre Populationen bedroht sind.
Bislang blieb der Steinadler von dieser „Abschuss-Politik“ verschont und der Bestand dieser Population ist in Norwegen normal. Wir wollen, dass das so bleibt.

Es ist nicht hinnehmbar, dass Großraubtiere aus der Natur beseitigt werden sollen, damit Schafe den ganzen Sommer über ungestört in den Bergen oder sonstigen naturbelassenen Gegenden weiden können, und das ganz ohne Aufsicht. Bei einer solchen Beweidungsregelung müssen ein paar Verluste zugunsten wild lebender Raubtiere hingenommen werden, genauso wie Verluste durch Naturphänomene akzeptiert werden.

Was die Rentiere betrifft, ist zu berücksichtigen, dass es sich in Norwegen um eine wild lebende Tierart handelt, die im Ökosystem unserer Berge eine ganz zentrale Rolle spielt. Man kann jedoch nicht alle natürlichen Feinde abschießen, die für die Rentiere eine Bedrohung darstellen könnten. Wenn es dazu kommen sollte, würde die Rentierhaltung selbst eine direkte Bedrohung für das Ökosystem darstellen. Die Schönheit der Natur ist das Markenzeichen Norwegens auf internationaler Ebene, doch ohne ihre heimischen Raubtiere ist sie nur ein Schatten ihrer selbst. Und genau das droht zu geschehen. Schafzucht und Weidewirtschaft haben erhebliche negative Auswirkungen auf die Natur, und es wird höchste Zeit, diese Problematik anzuprangern.

Den vollständigen Artikel über den Abschuss von Steinadlern lesen (in englischer Sprache)

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